Sonntag, 28. Juli 2013

Es ist viel zu heiß!

In meinem Nähzimmer unter'm Dach ist es fast unerträglich heiß  - und nicht nur da.


Daher habe ich dieses Wochenende nur einen kühlen, kneiffreien Sommerschlafanzug für meinen Jüngsten zu zeigen, aus lange gepflegtem Streichelstoff von Lillestoffe. Ich dachte mir, mein beinahe-Schulkind  betrachtend, wenn ich den Stoff jetzt nicht verarbeite, muss ich auf die Enkel warten ^^.

Darüber hinaus hab ich gestern im Erdgeschoss auf dem Fliesenboden gesessen und Schnitte konzipiert und auch eine Leinenhose zugeschnitten. Nachher hab ich - im Keller - ganz viele neu gekaufte Stoffe gewaschen und gehofft, dass die zum Trocknen aufgenängten Bahnen einwenig Kühlung bringen...

Dienstag, 23. Juli 2013

Tutorial - halbgefüttertes ärmelloses Kleid


... ich bin grad im Flow, was die WIPs und Tutorials angeht, also, auf ein Neues.



Genäht hab ich hier die eierlegende Wollmilchsau insofern, als alle meine Sommerkleider in der Wäsche sind oder zumindest gebügelt werden müssten, es in meiner Nähmansarde aber zum Bügeln nun wirklich zu heiß... Und ja, dieses Kleid oben ist nicht wirklich bürotauglich, aber ich hab ein Südbüro mit Innenjalousien und natürlich ohne Klimaanlage, gestern hatte es da über 40°C, das gibt mildernde Umstände, finde ich. Genug des OT.
Jedenfalls ist dies ein bügelfreies Kleid aus vorhandenen Streichelstöffchen und wirklich fix genäht. Von der Schnittentwicklung zum fertigen Kleid keine 3 Stunden. Was ich euch hier zeigen will ist, wie man ein ärmelloses Kleid füttert. Das Prinzp, hier gleich gezeigt an einem 4-Teile-Jersey-Kleid, funktioniert genauso an einem Etuikleid aus Wollstff mit knielangem Seidenfutter, langem Seitenreißverschluss und viiiielen Abnähern.

4 Teile, wie gesagt: Vorderteil, Rückenteil und nach demselben Schnitt, nur etwa brustlang, zwei Futterteile. Wichtig ist, dass diese aus ebenso dehnbarem (oder eben nicht dehnbarem) Stoff sind wie der Oberstoff.

Das Vorderteil, provisorisch auf die Puppe gesteckt.

Mit halbem Futter, rechts auf rechts draufgelegt. Alles klar?

Zusammenstecken...
Ärmel- und Halssäume nähen, aber Achtung! An den Schulternähten ein paar cm vor Ende der Naht aufhören!
Auf der Rückseite auch, hier hab ich die Nahtlinien und -enden mal einigermaßen nachgezeichnet.
Wenden, Oberstoff an den Schulternähten rechts auf rechts stecken, zusammennähen.
Dasselbe mit den Schulternähten des Futterstoffes. Das ist mächtig fummelig, ich empfehle viiiiele Nadeln und NICHT mit der Ovi zusammennähen (zu Fehler- und Lochreinschneid-gefährlich).

Mein Ergebnis. Nicht dolle! Macht's besser! ^^
Jetzt glattziehen und zwischen Rückenteil und Rückenteilfutter greifen, die"Träger" ein Stück herausziehen. Nun lassen sich die eben offengelassenen Enden der Nähte schließen, alle 4. Das geht ganz leicht und ungefährlich wieder mit der Ovi.
Nun können die Seitennähte in jeweils einem Stück geschlossen werden: Beim Saum anfangen und am Saummende des Futters wieder aufhören. Die Ansatzpunkte schön exakt aufeinander.
Wer zwei gleich dicke Stoffe für innen und außen verwendet hat, muss nur noch säumen und ist fertig. Ich habe einen ganz feinen Modaljersey verwendet, der würde "herauskrabbeln". Daher werden die Armlöcher und der Halsausschnitt nochmal mit einem elastischen Stich abgesteppt. 

Damit das nicht allzusehr beutelt und wellt, nehme ich (immer, immer, immer bei elastischen Stoffen) den Oberstofftransporterfuß.

 Nun musste ich doch ein bisschen bügeln... 
Supergenaumeier heften das Futter noch mit ein paar Stichen an der Seitennaht fest.
Und nun: Saum dran und *Tusch* FERTIG!











Montag, 22. Juli 2013

5 Tipps, ein Jersey-Sommerkleid zu nähen, das nicht wie ein Nachthemd aussieht




Na? Das ist doch zumindest am Casual Friday bürotauglich, oder?
Ich weiß nicht, wie viele Jersey-Shirts und -Kleider unter meiner Nähmaschine hervorgehüpft und dann umgehend zu unfreiwilligen Nachthemden erklärt worden sind, aber ich glaube, inzwischen weiß ich, woran das lag und wie es zu vermeiden ist. Anhand eines WIP will ich das hier mal auseinandernehmen.

1. Die Farbauswahl.
Jersey in Pastellfarben mit Muster sieht IMMER nach Nachthemd aus. Ohne Muster geht hier und da bei blonden, zierlichen Frauen, sofern ganz klassische Schnitte Verwendung finden. Ich bin dunkel, also sind Pastellfarben für mich ein No Go. Meine Wahl fiel auf ein kräftiges rotviolett. Auf den folgenden Fotos ist nicht ein einziges Mal der der Farbton exakt getroffen, aber ich schwöre, der Farbton ist satt und eher dunkel.

2. Die Stoffauswahl.
Jersey ist nicht gleich Jersey. Singlejersey aus reiner Baumwolle sieht leicht billig aus und mag für leichte Nachtwäsche angehen. Interlock leiert. Für Kleider und Röcke bei erwachsenen Frauen braucht der Stoff eine gewisse Schwere. Ich hab mich für einen dünnen, aber dennoch schwer fallenden Viskosejersey entschieden. Für Passform und Knitterfestigkeit mit 8% Spandex.



3. Der Schnitt.
Sackartiges geht prima als Nachthemnd...
Ich habe einen Schnitt gewählt, der eine hohe Taille und deutliche Abnäher unterhalb des Brustbereiches hat. Mit einem Schnittmuster kann ich hier nicht dienen, meine Kleiderschnitte sind über die Jahre selbstgefrickelt und immer wieder genau an mich angepasst.

4. Die Verarbeitung I
Der leichte, gut fallende Viskosejersey hat den Nachteil, dass sich auch das Oberteil lang und länger zieht, wenn ich nix dagegen unternehme.

5. Die Verarbeitung II
Dazu kommt, dass Bündchen für Pyjamas taugen, aber  bei Kleidern eher daneben sind. Wie aber den Halsausschnitt und die Ärmelabschlüsse dann wellen- und bündchenfrei hinkriegen?

Ich werde das Oberteil doppeln und damit alle diese Probleme los. Es entstehen dabei aber ein paar neue, und wie ich die umschleiche, zeige ich mit den folgenden Bildern.

Hier hängt erstmal alles zugeschnitten auf der Sprossenwand. Die Innenteile des Oberteils habe ich aus Baumwolljersey zugeschnitten, der etwas fester ist als der Viskosejersey. Von der Farbe her wäre er für das Außenkleid natürlich total verboten!

Schreck! Ich hab gar keine Ovikonen in der nötigen Farbe!!! Also schummele ich: Ich nehme drei in einem halbwegs passenden Ton und eine normale Nähgarnrolle im exakten Farbton für die linke äußere Spule. Das ist die einzige Farbe, die von außen sichtbar sein wird. Glaubt ihr nicht?

Innen.

Außen. Das sind übrigens die Rockteile, die ich mit der Ovi zusammengenäht habe.
Die Ärmel habe ich doppelt zugeschnitten, dann habe ich daran unten gar keine Naht!
So sehen die zusammengenäht aus.

Die Abnäher nähe ich mit einem elastischen Stich mit der Nähmaschine und schneide sie mit der Zackenschere ein bisschen zurück. das trägt weniger auf als eine Ovinaht und verschwindet ja dann später unter dem Doppel.

Damit sich nachher nix dehnt, was in Form bleiben soll (zumal ich auch die Außen- und Schulternähte des Oberteils nicht mit der Ovi nähen will, sondern mit der Nähmaschine und dann die NZG auseinanderplattbügeln...), bügele ich Formband auf, das ist ganz fein mit einem eingewirkten Faden. Dasselbe kommt auch auf den unteren Teil des Ausschnitts, weil der eine feine Kontur bekommen soll. Bei einem Rundhalsausschnitt wäre das nicht nötig. Beide Oberteile einzeln zusammennähen.

Jetzt rechts auf rechts stecken.

Mit der Ovi zusammennähen bis auf den konturierten unteren Teil des Ausschnitts - Ecken nähen mit der Ovi ist nämlich so'ne Sache...
Leider leicht unscharf: Der untere Teil des Ausschnitts, zusammengenäht mit der Nähmaschine, mit angedeuteter Ecke und Einschnitt, damit er besser wendbar ist.

So sieht das jetzt gewendet aus.


Jetzt kommen die Ärmel dran. Da kommen also nun 4 Lagen Stoff aufeinander, an den Nähten auch 8. Wenn ich das mit der Ovi zusammennähen will - und das will ich! - besteht die Gefahr, dass eine der mittleren Lagen nicht mitgefasst wird. Dann muss ich auftrennen und pfuschen. Oder, schlimmer, es kann sein, dass ich aus dem Wust der Stoffe, die sich da seitlich neben der Maschine drehen, ein unfreiwillig mitreingeflutschtes Stückchen mitfestnähe und am besten mit dem Ovimesser zugleich einkürze, dann wäre möglicherweise alles hin. Ich kämpfe ja seit jeher tapfer gegen das Diktum meiner Schneiderlehrerin an, die immer wieder predigte, alles grundsätzlich mit der Hand vorzuheften. Aber ich weiß, wann ich verloren habe. Also *seufz*: Die Ärmel werden mit einem Kantenstich ganz knapp zusammengeheftet, immer schön alle 4 Stofflagen mitfassen. Dieser Heftfaden sollte nachher von der Ovi quasi autimatisch abgeschnitten werden.


Dran.

So hängt das jetzt an meiner Marie Antoinette. Dass die Abnäher noch rumbeuteln, lässt sich gleich durch tropisch büglen erledigen. (OT: In meiner Nähmansarde hatte es heute auch ohne tropische Bügelaktionen gute 35°C - uff, das war eine Prüfung!)

So, Rock dran (auf die gleiche handvorgeheftete Weise *nochmalseufz*), gesäumt, gebügelt. Pannenfrei gelungen.

Das Oberteil aus der Nähe.

Halsausschnit mit hervorblitzendem Pyjamastoff ^^.

Die Abnäher, beutelfrei, weil tropisch gebügelt.

Der gedoppelte Ärmel. (Und hier kommt, wie ich finde, endlich mal der richtige Farbton rüber.)

Sonntag, 21. Juli 2013

WIP Smartphonehülle mit Kabelparkplatz


 Sowas könnt ihr auch selber nähen. Das Komplizierteste dabei ist das Ausrechnen, wie groß die Hülle denn sein muss, wenn frau nur die Maße des Smartphones (oder des MP3-Players) hat.
Der Auftrag erging für ein Smartphone mit den Maßen 11,8*6,2*1,2 cm.
Eine gepolsterte Hülle mit Vortasche, Verschlusslasche und Schlüsselring sollte es werden.

  

Ich rechne wie oben zu sehen: Das Handy mit Flächenmaß (gerundet auf den nächsten halben Zentimeter), dann 0,5 cm dazu für die Dicke (gerundet), dazu 1 cm Reinflutschzugabe rundrum, dazu 0,7 cm Nahtzugabe (genau soviel braucht meine Maschine). Das Ergebnis wieder gerundet. Ergibt das Maß für die Außen- und Innenteile von 16,5*11 cm, für die Vortasche 12*11 cm und für die Lasche pi mal Auge 10 cm Länge mal 6 cm Breite (ja, ich weiß, da steht 5 cm. Dann kann man sie aber nicht wenden *seufz*, daher bitte 6 cm schneiden. Und ich hab gleich beide Laschenteile in einem geschnitten, also 6*20 cm).



Die Schnitteile: 
- 1x die Lasche, 20*6 cm, mit Vlieseline H 240 bebügelt mit rundrum 1 cm weniger, also 18*4cm
- 2x das Außenteil, 16,5*11, beide mit Volumenvlies H630 bebügelt, rundrum minus 1cm, also 14,5*9 cm
- 2x das Futter, 16,5*11, nicht verstärkt
- 2x die Vortasche, 12x11, das äußere davon verstärkt mit Vlieseline H240, also 10*9 cm

außerdem:
- 1 Streifen Schrägband
- 1 Schlüsselring
- 2 Eckchen Klett
- 1 KAM, nur das weibliche Teil (ist nur Zierde)

optional:
- ein Label
- ein Stückchen weiße Paspel

So, nun wird an der Lasche die Mitte markiert und jeweils die Nahtlinie gezeichnet. Dann lege ich die Stellen fest, wo das Klettstückchen hin soll (Quadrat) und gegenüber die Stelle für den KAM. - Man könnte auch einen echten Druckknopfverschluss einbauen, das wäre einfacher und man täte es ganz am Ende, aber ich finde die Idee, die Hülle immer mit heftig Druck auf das Smartphone zu schließen, nicht so überzeugend. Daher der Klettverschluss. Und ich finde, ohne den Druckknopf auf der Oberseite sieht es nackich aus, drum ist hier ein Zierknopf eingebaut.




Die Markierung muss nun von der anderen Seite "beantwortet" werden.

Tädäää, hat geklappt.



Knicken, stecken, an der gezeichneten Linie bzw. gemäß Nahtzugabe zusammennähen.

Dann knappkantig zurückschneiden. Ich mach das gerne mit der Zackenschere. An der Rundung in die Vertiefungen der Zacken noch ein bisschen bis an (nicht in!!!) die Naht einscheiden. Dann wenden und bügeln.

Geschafft!

Und auch noch die Mitte getroffen.

Als nächstes werden die beiden Teile der Vortasche an der Oberkante zusammengenäht, anschließend wird die Mitte markiert.


Warum ich hier eine weiße Paspel dazuwschengeklemmt habe, sieht man, wenn die Vortasche auf dem Außenstoff zu liegen kommt: ich fand den Kontrast sonst zu schlapp.


So, nun wird der andere Klettpunkt auf der Vortasche angebracht (nur auf der Außenseite, nicht durchnähen! Die Außenseite sollte die mit der Vlieseline drunter sein), Dann wird an der Oberkante des vorderen Außenteils ein Futterteil angenäht.


Im Folgenden wird die Lasche genau aufgepappt und exakt gemessen, bis wo sie denn überhaupt gebraucht wird. (Nadeln gemäß Nahtkante).

Ich geb ihr 2 mm dazu und zeichne auf der linken Seite die Nahtlinie an. Eine NZG-Breite drüber kann ich abschneiden.




Jetzt auf den hinteren Außenteil die Mitte markieren.



Genau auf der Mitte das Schrägband mit dem Schlüsselring anbringen, dann ganz exakt darüber die Lasche, linke Seite nach oben.




Zusammengenäht mit dem Futterteil sieht das dann so aus:



Mal beide Teile nebeneinander:

 

 So, nun werden beide Teile zusammengenäht, rundrum, minus NZG. An der Futterseite bleibt ein ordentliches Stück als Wendeöffnung.



Voooorsichtig die Ecken einkürzen und auch an der Doppelnaht in der Mitte ein bisschen Material rausnehmen.



 Wenden und bügeln. Dann Wendeöffnung zunähen, Futter in das Außenteil stopfen, ggf. nochmal die Kanten bügeln.


 Fertig.

 Dem iPhone ist die Hülle etwas zu groß, aber das Gerät der Auftraggeberin hatte ich nicht zur Verfügung. Ich hoffe, es passt... ^^