Nachdem sich mein WIP für den Universalbeutel ungeheurer Klickzahlen erfreut, will ich heute daran angelehnt einen passgenauen Sportbeutel nähen, wieder Schritt für Schritt.
Zwei Herausforderungen gibt es:
1. Der Sportbeutel soll in der Größe genau an die Sportschuhe angepasst sein. (Man macht bei solchen Schnitten unweigerlich die Erfahrung, dass die Zuschnitte irrsinnig groß aussehen. Lässt man sich davon täuschen, wird das fertige Ergebnis aber dann doch zu klein sein. Hat was mit der 3. Dimension zu tun und so.)
2. Er soll zum Über-der-Schulter-Tragen ausgerüstet sein und sich mit den Träger sozusagen in einem Schwupps selber zuziehen.
Zunächst gilt es, die Sportschuhe auszumessen. Dazu stelle ich das Paar nebeneinander und messe Länge, Breite (beide zusammen) und Höhe.
Die Hallenschuhe meines großen Sohnes ergeben das Grundmaß 25x18x10 Zentimeter.
Das Flächenmaß (25x18 cm) wird jetzt rundherum um das halbe Höhenmaß ergänzt, weil ja später zwei Teile die Höhe von 10 cm umschließen müssen, also jeweils 5 cm von oben und 5 von unten, und das an den Seiten und oben wie unten.
Dann brauchen wir eine Bequemlichkeits-und Nahtzugabe, rundrum pauschal 4 cm.
Und oben soll ein Tunnelzug genäht werden, also nochmal 4 cm oben dazu.
Wenn man ein anderes Grundflächenmaß hat, bleibt die Zugabe doch gleich: an den Seiten und unten jeweils plus 9 cm, oben plus 13 cm.
Bei uns ergibt das Ganze jetzt ein Rechteck von 47x36 cm.
Zu kompliziert? So:
Nun wird der Stoff zugeschnitten. Anfänger nehmen besser keinen karierten, sondern lieber unifarbenen oder kleingemusterten! Wer sich karierten Stoff zutraut, hat ein paar Vorteile, aber auch Nachteile: Alle Stoffe verziehen sich ein bisschen beim Waschen (und alle Stoffe sollten vor dem Verarbeiten gewaschen und, wenn möglich, auch im Trockner getrocknet worden sein!) und knautschen. Damit nachher die Karos genau aufeinandertreffen, muss dieser Verzug ebenso wie die Knitter vor dem Zuschnitt herausgebügelt werden! (Bei minderwertigem Stoff lässt sich der Verzug u.U.nicht ausbügeln. dann muss auf den genauen Randanschluss verzichtet werden.)
Wer nicht-karierten Stoff zuschneidet, kann das Schnittmuster gemäß dem Fadenlauf auflegen und drumrumschnippeln. Das gemessene Stück brauchen wir zweimal! Man kann es auch im Bruch zuschneiden, die Bruchkante sollte dann an der Seite liegen, sie ist oben im Bild verzeichnet. (Genaugenommen könnte man dann 2 cm schmaler schneiden, weil man ja die Nahtzugabe nicht braucht. Aber das wäre zu kontinthenkackerisch, finde ich).
Wer karierten Stoff zuschneidet, sieht zu, dass er das Karo immer genau an derseben Stelle schneidet. Also entweder genau auf den Karolinien oder genau in der Mitte der Kästchen. Wenn das zugeschnittene Teil dadurch ein Zentimeterchen kleiner oder größer wird, macht das nichts. Hauptsache, beide Stücke sind genau gleich groß!
Wer im Bruch zugeschnitten hat, versäubert jetzt einmal rundrum. Wer zwei Teile geschnitten hat, näht zuerst eine Seitennaht zusammen. Und versäubert dann rundrum. Versäubern heißt, die offene Stoffkante daran zu hindern, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Bei den oben verlinkten Universalbeutelchen hatten wir darauf verzichtet und statt dessen mit der Zackenschere zugeschnitten. Das tut es eine Weile, aber für etwas, das vermutlich öfters in die Wäsche muss und arg strapaziert wird - ein Sportbeutel z.B. ;) - , genügt das nicht. Also muss man mit einem Überwendlingsstich rundrum. Mit einer Haushaltsnähmaschine kann man das mit einem Zickzackstich machen, so, dass der linke Stich den Stoff und der rechte haarscharf daneben trifft. Modernere Maschinen haben manchmal einen Overlockstich, damit kann man zeitgleich zusammennähen UND versäubern. Sehr praktisch. Auch mit einer Overlockmaschine geht das. Ich habe das hier mit der Mittelnaht gemacht (aber noch nicht rundrum versäubert - das muss ich noch tun):
Erledigt. Jetzt wird die Bodennaht genäht. Wie vor sollen die Karos einigermaßen aufeinandertreffen. Was ich oben nicht geschrieben habe: Wenn man exakt steckt (gerne ganz viele Nadeln!!!), näht man auch exakt. Also kein Problem nach exaktem Zuschnitt und genauem Stecken!
So soll das jetzt aussehen.
Die letzte Seitennaht ist ein bisschen tricky:
Unten wird ein Schlöppchen eingenäht, etwa 2 cm von der Bodennaht entfernt, damit man nachher noch gut wenden kann und so, dass die Schlaufe nach innen zeigt (wir nähen ja von links, die Schlaufe soll aber ja nachher von rechts zu sehen sein). Und die Naht wird nur bis etwa 5 cm vor Ende oben geschlossen, da soll noch der offene Tunnel genäht werden.
Im Bild sieht man, wo das Schlöppchen dazwischen eingenäht werden soll (noch liegt es nur obendrauf), wo die Seitennaht endet und wo nachher der Umschlag für den Tunnel sein soll. Auf ein Millimeterchen kommt es nicht an, die Proportionen sollten erkennbar sein.
Jetzt wird diese letzte Naht plattgebügelt, die Nahtzugaben oben auseinander. Sie werden im offenen Teil angesteckt.
Dieses Stückchen in Form eines U absteppen.
Nun kommt der Tunnel dran. Dazu wird der obere Teil so nach innen umgesteckt, dass die Unterkante des Umschlages ein klitzekleines bisschen unterhalb des Schlitzes endet. Das Karo hilft hier. Umbügeln auch ;)
Einmal rundrum absteppen, sodass der Umschlag möglichst weit unten angenäht und somit ein möglichst großer Tunnel entsteht.
So sieht das dann aus, wenn alles richtig ist: Die Tunnelöffnung ist auf der Seite des Schlöppchens.
Oben in dem Bild mit den gelben Markierungen konnte man schon sehen, wie lang die Kordel sein muss: Zweimal Höhe plus Breite und ein bisschen Kulanz dazu. Diese Kordel wird jetzt in den Tunnel eingezogen, einmal durch das Schlöppchen geführt und verknotet.
Jetzt kann man den Knoten noch irgendwo im Tunnel verschwinden lassen, die Schuhe hineinstecken (passt, wackelt und hat Luft) und den Beutel über die Schulter hängen: Er zieht sich von selbst zu.
Fertig!
Tolle Beschreibung. Bin noch nicht ganz so lange am Nähen und "hangel" mich gern an solchen bebilderten Anleitungen entlang. Ich habe dich mit der Anleitung auch auf meinem Blog verlinkt.
AntwortenLöschenVielen Dank und lieben Gruß Danie
Was habe ich mich bei früheren Versuchen gequält mit dem Tunnelzug, und damit, wie ich die Kordel unten befestigen kann - dank der tollen Beschreibung hat mein Sohn jetzt einen Turnbeutel für die Kita, der sich nicht verstecken muss! Vielen Dank!
AntwortenLöschenDie beste Beschreibung zum Nähen eines Turnbeutels, die ich heute im Internet finden konnte! Bin jetzt gespannt, wie es klappen wird.
AntwortenLöschenBirte
Sehr gute Erklärung, die Beste die man im Internet finden kann! Meine Tochter hat einen tollen turnbeutel für den Kindergarten bekommen! Viele grüße
AntwortenLöschenVielen Dank für diese schöne und verständliche Anleitung. Genau danach hatte ich gesucht, ein Turnbeutel ohne extra Tunnelzug, der angenäht werden muss.
AntwortenLöschenVielen Dank für die tolle Anleitung!
AntwortenLöschenHab den Beutel zwar nicht für Schuhe genäht, aber solche Beutel kann man ja für viele Dinge benutzen. :)
Viele Grüße
Corinna
Vielen Dank für die gute Tunnelbeschreibung!
AntwortenLöschenHerzliche Grüsse,
Nicole
Super beschreibung und Anleitung! :)
AntwortenLöschenDanke :)
Viiiielen Dank.
AntwortenLöschenMeine Tochter hat einen Schlafbeutel fuer den KiGa gebraucht und dank deiner super Anleitung wird sie den am Montag zum Geburtstag mit bekommen :)